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Who the Fuck Is Pigmento?
Spirit of a Dual Nature

Pointierte Erzählungen, Anekdoten statt Fakten

 

Kapitel 6 Mein Freund Günther

Meinen einzigen und besten Freund lernte ich bei der Fliegerabwehrtruppe des Österreichischen Bundesheeres kennen. Wir schützten zeitlich gemeinsam strategisch wichtige Lufträume unserer Alpenrepublik, also alles, was „warme Luft“ betraf. Um den Befehlsaufträgen gerecht zu werden, benötigten wir Stimulans in Form von Captagon, einem Amphetamin-Derivat und Menocil. Die erhoffte Wirkung war schön und betäubend. Nach dem Präsenzdienst gingen wir getrennte Wege, wir verloren uns eine Zeit lang. Unsere Schicksale hatten uns wieder vereint und es wurde daraus eine langjährige, ehrliche und aufrichtige Freundschaft. Mein Freund war eine optimistische und lebensfrohe Natur. Er war kein besonders guter Geschäftsmann und hatte oft Misserfolge. Das verdarb ihm aber seine immer gute Laune nicht. Gern kehrte er in den gemütlichen, bodenständigen Wiener Wirtshäusern ein, mit ihrem guten Bier, dem hausgebrannten Obstler, dem unterspickten Schopfbraten, dem Waldviertler Knödel, der Topfenpalatschinke. Zu besonderen Anlässen hatte er seinen Stammtisch im Gastgarten der Wiener, dem „Schweizerhaus“ im Wiener Prater und genoss die herrliche hintere Schweinsstelze frisch vom Grill. Eine gewisse Distanz, Achtung, Respekt und Vertrauen hatten uns fest zusammen geschmiedet. Manchmal hatten wir auch Streit, dem wir aber nicht auswichen. Wahre Freundschaft hielt eben Konflikte aus. Mein guter Freund war zudem eine ehrliche Haut, immer loyal gegenüber seinen Arbeitgebern, fleißig und tüchtig. Eines Tages machte er einen fatalen Fehler. Ungereimtheiten in der obersten Etage seines Arbeitgebers hatte er zu kritisieren gewagt. Von nun an ging´s mit ihm bergab. Er musste seinen Job aufgeben. Der Trennungsprozess hat seinen Glauben an die Gerechtigkeit massiv erschüttert. Für Vorstellungsgespräche in seiner Branche waren alle Türen verschlossen. Herzrasen, Magenschmerzen, speiende Übelkeit, Sinnkrise, Lebenskrise. Seine Ärzte sagten zwar er sei gesund, aber Ärzte sind schließlich auch nur Menschen und hatten sich bei ihm eben gründlich geirrt. Oft genervt dachte auch ich, er sei ein verdammter Hypochonder. Es begann eine Talfahrt, die erst mit seinem zu frühen Ableben endete. Das Leben hatte für ihn vielleicht keinen Sinn mehr. „Keine Schuld ist dringender, als die, Dank zu sagen.“ Marcus Tullius Cicero

 

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Kapitel 6

 

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