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Who the Fuck Is Pigmento?
Spirit of a Dual Nature

Pointierte Erzählungen, Anekdoten statt Fakten

 

Kapitel 17 "Sündenbabel" St. Jakob am Walde

Eine Wochenend-Landpartie in St. Jakob am Walde, im Osten der Steiermark, lädt genau dazu ein, wonach wir uns alle immer gesehnt hatten. Ein nostalgischer, entspannter Ausflug in eine beruhigende, ruhige Landschaft, aufs aufregend schöne, unaufgeregte Land, bei dem starke Sinneseindrücke und purer Genuss im Vordergrund stehen sollten. Der Osten der Steiermark – und insbesondere die Landschaft rund um St. Jakob am Walde – bietet all diese Qualitäten wie wohl kaum eine andere, mir bekannte Region. Das Land ist wunderschön, oft unentdeckt, es ist still und archaisch, eine einzigartige Landschaft, die wie aus der Zeit gefallen scheint. Die Menschen hier sind einfach, ungekünstelt und authentisch. Wir, eine unechte „Patchwork-Familie“, bestehend aus sechs Erwachsenen, einem Kind und einem Hund, die mit dem Ende der traditionellen und insbesondere der lebenslangen Ehe – bis dass der Tod euch scheide – gebrochen hatten. Barbara, meine neue Lebensgefährtin, ihr Söhnchen Fabian, Hundedame Alda und ich, waren die ersten Ankömmlinge auf dem idyllischen Bauernhof. Eine resche, fesche Bäuerin, mit Kuhdreck auf den Wadeln, hatte uns mit einem selbst angesetzten Zirbenschnaps, willkommen geheißen und meinte, sie müsse auf die ordnungsgemäße Anmeldung der Gäste bestehen. Warum nicht, dachten wir und dachten dabei falsch, wie es sich alsbald herausstellte. Das zweite Pärchen war gerade angekommen. Herbert, der Ex meiner Neuen und Vater von Fabian, mit Irene, seiner Neuen. Als Letztere kamen Ernestine, meine Ex und Anton, ihr Neuer. Alles eitle Wonne bis zur Anmeldung und dem Ausfüllen der Meldezettel. Bei der Betrachtung der Familiennamen auf den Meldezetteln, bekam die überaus nette Bäuerin einen seltsamen Gesichtsausdruck. Wer geht jetzt mit wem auf welches Zimmer? Wir sind ja ein anständiges, christliches Haus und hatten so etwas noch nicht erlebt, murmelte die Bäuerin. Sie war scheinbar etwas überfordert und meinte, dass es diesmal ohne Meldezettel auch gehen müsste. Wir sollten die Zimmeraufteilung selbst in die Hand nehmen und übergab uns wortlos die Zimmerschlüssel. Wir hatten sie bis zu unserer Abreise nicht mehr gesehen. Allesamt waren wir „Fremdlinge“, wie es schien. Familiäre Atmosphäre gepaart mit einer großen Portion Herzlichkeit wurde uns angepriesen. Mitnichten. Ich dachte Aliens sind grün und haben nur ein Auge. Die hiesige Landbevölkerung war noch eine von der köstlich skurrilen, tief provinziellen idyllischen Art. Bei gemütlichen Wanderungen konnten wir die faszinierende Landschaft der Region auf uns einwirken lassen und wieder eins werden mit Mutter Natur. Raus aufs Land, gern. Aber bitte nur für zwei Tage. Das Landleben ist hip, die meisten sehnen sich zwar danach und gönnen sich ab und zu mal einen Abstecher ins Grüne – aber eben nur in Teilzeit.

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Kapitel 17

 

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