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Who the Fuck Is Pigmento?
Spirit of a Dual Nature

Pointierte Erzählungen, Anekdoten statt Fakten

 

Kapitel 3 "Hundsmarke“ Nr. 13706341

Im Jahre 1966 erhielt ich den Einberufungsbefehl zum neunmonatigen Grundwehrdienst beim Österreichischen Bundesheer, in der Schwarzenbergkaserne in Wals-Siezenheim. Bei der Stellungskommission wurde mir angeraten, dem verlängerten zwölfmonatigen ordentlichen Präsenzdienst zuzustimmen. In der 1962 erbauten Großraumradarstation Kolomansberg würde man noch dringend einige technische Zeichner benötigen. Eingeschränkte Grundausbildung, kein Exerzieren, Dienst ohne Waffe, keine Wochenenddienste, kein Drill, technisch Zeichnen und weitere Annehmlichkeiten hatten mich überzeugt. Ich war Feuer und Flamme. So ein Glückspilz, dachte ich. Eingerückt bin ich Anfang 1967. Der Kompaniekommandant wünschte tagsüber Schach zu spielen, suchte einen Schachspieler und hatte mich aus dem Rekrutenhaufen heraus gefiltert. „Sie wollen in unserer Stabskompanie, im Flugmeldebataillon zeichnen? Aber gerne Soldat, Spindschilder beschriften, jederzeit und so oft sie wollen.“ Morgens musste ich als Fahrer des Kompaniekommandanten, meinen Schachgegner mit einem abgewrackten Militärjeep von zuhause abholen, abends, nach vielen ermüdenden, Zeit totschlagenden Schachpartien nach Hause karren. Seine Dienstwohnung hatte dieser selbsternannte „Schachgroßmeister“ und Landeshüter in Maxglan, einem Stadtteil der Landeshauptstadt Salzburg. Als technischer Zeichner angeheuert, über den Tisch gezogen, als Kraftfahrer und Schachpartner zum Dienste für das Vaterland eingeteilt. „Nicht so mit mir, meine Herren!“ dachte ich und stellte einen schriftlichen Antrag an das Militärkommando Wien, um Zurückziehung der freiwilligen Meldung, um mein „Studium“ fortzusetzen. Die Zustimmung wurde nicht erteilt. Also musste ich weiterhin meine geistigen und körperlichen Fähigkeiten dem Barras zur Verfügung stellen. In Folge saß ich des Öfteren, aus unerklärlichen Gründen ein. Aufgrund meines steten Ungehorsams und der ungebrochenen Respektlosigkeit gegenüber Vorgesetzten, wiederholtem Ausbleiben über den Zapfenstreich, strafweise befohlenen Wochenenddiensten, konnte ich mir das nachhause Fahren abschminken. Die Not machte mich erfinderisch. Mein lieber Bruder diente dem Vaterland zur selben Zeit, in der Wallenstein-Kaserne, in Götzendorf an der Leitha. Gemeinsam entwickelten wir beide eine hoffnungsvolle Taktik, die allen Militärstrategen Ehre gemacht hätte. Die Operation fand ohne jegliche Gewalt und Blutvergießen statt. Mein Bruderherz kam zum Wochenende in voller Panzerfahrer Montur in die Schwarzenbergkaserne nach Siezenheim und hatte sich dort unauffällig als mein Double in der Unterkunft „einquartiert“. Ich hingegen fuhr in voller Fliegerabwehr Montur, ohne Marschbefehl nach Wien, besuchte Eltern und Freunde und kam rechtzeitig vor dem Zapfenstreich zurück in die Kaserne. Wer wagt, der gewinnt. Verloren hatte ich hingegen beim Stärkemessen. Sehen sich Männer in die Augen, dann meistens zum Wettstreiten. Unter einem Flugdach, kämpfte mein Jeep Willys gegen den eines Kameraden, Stoßstange an Stoßstange. Vermutlich hatte mein Fahrzeug die schwächere Maschine und wurde rücklings durch die Holzwand des Flugdaches gepresst. Die Flugdachkonstruktion hatte nachgelassen, der Schaden war nicht zu übersehen. Ich musste wieder einmal einsitzen und wurde strafweise in einem „Jimmy“ – GMC-Lastwagen – zum Kabelziehen auf die Baustelle Großraumradarstation Kolomansberg eingeteilt. Während des Kabelziehens bekam ich Lust auf eine Billardpartie. Meinen Kameraden musste ich davon nicht lange überzeugen und wir verschwanden im Dickicht des Waldes in Richtung „Kristallbar“. Als wir auf die Baustelle zurückkehrten, waren unsere Kameraden bereits am Rückweg zur Kaserne. Wir beide wurden alsbald von einer Militärtreife aufgegriffen, dem Kompaniekommandanten vorgeführt und für mehrere Tage mit Einzelhaft belohnt. Durch das wiederholte Einsitzen, hatte sich ungerechterweise der Präsenzdienst um einige Wochen verlängert. Keine Weihnachten bei der geliebten Familie, stattdessen Einzelhaft in der Kaserne Fliegerhorst Brumowski, in Langenlebarn-Oberaigen. Zur Erinnerung an die Präsenzdienstleistung im Bundesheer wurde mir die Wehrdiensterinnerungsmedaille verliehen.

 

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Kapitel 3

 

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